Histidin

Histidin ist eine Aminosäure. Sie gehört zu den für Säuglinge unentbehrlichen Aminosäuren (früher: essenzielle Aminosäuren).[1] Die biologisch aktive L-Form (L-Histidin) kommt in der Natur als Bestandteil von Proteinen vor.

Funktion und Bedeutung im Körper

Histidin wird zum Aufbau von Proteinen benötigt (proteinogen). Es muss insbesondere bei Säuglingen über die Ernährung in ausreichender Menge aufgenommen werden. Ob Histidin auch für Erwachsene unentbehrlich ist, wird kontrovers diskutiert.[2] Histidin erfüllt im menschlichen Körper zahlreiche lebensnotwendige Funktionen und ist unter anderem an der Synthese des Blutfarbstoffs Hämoglobin, der Wundheilung und der Stärkung des Immunsystems beteiligt. Es ist Bestandteil von Myoglobin in der Muskulatur, ist beteiligt am Aufbau von Kreatin und ist eine Vorstufe von Histamin.[3]

Bedarf und Empfehlungen für die Zufuhr

Ein physiologischer Bedarf besteht bei strenger Betrachtung nicht für Protein, sondern für das Element Stickstoff und die neun unentbehrlichen Aminosäuren. In den aktualisierten D-A-CH-Referenzwerten für die Proteinzufuhr werden daher ergänzend Schätzwerte für die Zufuhr von unentbehrlichen Aminosäuren für Säuglinge von 0 bis unter 4 Monaten und der durchschnittliche Bedarf an unentbehrlichen Aminosäuren für Säuglinge ab 6 Monaten, Kinder, Jugendliche und Erwachsene angegeben.[4] Die Ableitung der Schätzwerte orientiert sich am Aminosäurengehalt in Frauenmilch. Für Histidin liegen die Schätzwerte für Säuglinge zwischen 71 und 33 mg/kg Körpergewicht/Tag. Der durchschnittliche Bedarf für Histidin für die übrigen Altersgruppen liegt zwischen 22 und 10 mg/kg Körpergewicht/Tag.

Es gibt nach FAO/WHO Empfehlungen für eine adäquate Versorgung von Erwachsenen für Histidin, die auf 1,5 g/100 g Protein geschätzt wird.2 Diese Menge ist auch in den gesetzlichen Vorschriften für die Zusammensetzung von Tagesrationen für eine gewichtskontrollierende Ernährung vorgegeben.[5]

Lebensmittelquellen

Histidin kommt in proteinreichen Lebensmitteln wie Fleisch, Ei, Fisch, Käse, Nüssen, Hülsenfrüchten und Getreide vor.6 Zur Sicherstellung einer angemessenen Versorgung ist die Aminosäurenzusammensetzung der jeweiligen Proteine und die Bioverfügbarkeit von Bedeutung. Durch gezielte Kombination von Lebensmitteln können mögliche Einschränkungen in der Proteinqualität einzelner Lebensmittel ausgeglichen werden (Ergänzungswirkung).[4]

Verwendung als Aromastoff

Histidin hat eine Bitternote und wird in der Lebensmittelverarbeitung auch als Aromastoff (FL-Nr. 17.008) eingesetzt.[6]

Einzelnachweise

  1. DGE (Oktober 2017): Ausgewählte Fragen zu Protein und unentbehrlichen Aminosäuren. (letzter Zugriff: 13. Januar 2021).
  2. Technical Report 935 of a Joint WHO/FAO/UNU Expert Consultation (2007): Protein and amino acid requirements in human nutrition. Online unter: [1] (letzter Zugriff: 13. Januar 2021).
  3. Weiß C: Biogene Amine. In: Ernährungs-Umschau: 2009 (3). S. 172–179.
  4. 4,0 4,1 DGE (2017): Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. 3. aktualisierte Auflage.
  5. Delegierte Verordnung (EU) 2017/1798 der Kommission zur Ergänzung der Verordnung (EU) Nr. 609/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates hinsichtlich der besonderen Zusammensetzungs- und Informationsanforderungen an Tagesrationen für gewichtskontrollierende Ernährung vom 2. Juni 2017. Online unter: [2] (letzter Zugriff: 13. Januar 2021).
  6. VO (EG) Nr.1334/2008 vom 16. Dezember 2008 (EG-Aromenverordnung). Online unter: [3] (letzter Zugriff: 13. Januar 2021).