Hemicellulose

Hemicellulose ist ein Sammelbegriff für in pflanzlicher Biomasse vorkommende Gemische von Vielfachzuckern (Polysacchariden) in veränderlicher Zusammensetzung. Die am häufigsten in Hemicellulosen vorkommenden Einfachzucker (Monosaccharide) sind Pentosen.

Hemicellulose bildet mit Cellulose und Lignin das Gerüstmaterial der pflanzlichen Zellen. Sie zählt in der menschlichen Ernährung zu den unlöslichen Ballaststoffen, ist also ein Nährstoff. Sie findet aber auch in Form von Sojabohnen-Polyose aus technologischen Gründen in der Lebensmittelverarbeitung als Zusatzstoff Verwendung.

Vorkommen und Herstellung

Hemicellulosen kommen natürlicherweise insbesondere in den Zellwänden von Getreide, Hülsenfrüchten, z. B. in Sojabohnen, Früchten und Gemüse, vor. Sie sind Bestandteil von Kleie.

Der Zusatzstoff Sojabohnen-Polyose kommt in den Fasern der Sojabohne vor und wird daraus mit heißem Wasser extrahiert und mit Ethanol ausgefällt. Der Zusatzstoff kann aus der Herstellung noch Spuren von Sojaeiweiß enthalten.[1]

Funktion und Bedeutung in der menschlichen Ernährung

Der Mensch besitzt keine Verdauungsenzyme für den Abbau von Hemicellulosen. Mit Hilfe von Darmbakterien wird nur ein Teil aus der Nahrung zu kurzkettigen Fettsäuren abgebaut. Über die Darmschleimhaut werden sie resorbiert und vom Stoffwechsel verwertet.

Hemicellulose ist, neben Cellulose, Pektin und Lignin, ein wichtiger pflanzlicher Ballaststoff in der menschlichen Nahrung. Unlösliche Ballaststoffe werden in funktionellen Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln eingesetzt. Hemicellulose aus Pflanzen bindet Wasser und sorgt damit für eine Volumenerhöhung des Stuhls und trägt zur Darmperistaltik bei.

Kennzeichnung

Für die Kennzeichnung und Auslobung eines ballaststoffhaltigen Lebensmittels gibt es besondere Regeln: Ein hoher Ballaststoffgehalt liegt vor und darf ausgelobt werden, wenn das feste Lebensmittel mindestens 6 g Ballaststoffe pro 100 g Lebensmittel enthält, bei flüssigen Lebensmitteln mindestens 3 g pro 100 kcal. Hinweise auf eine Ballaststoffquelle erfordern mindestens 3 g Ballaststoffe pro 100 g feste Lebensmittel oder im Fall von flüssigen Lebensmitteln mindestens 1,5 g Ballaststoffe pro 100 kcal.[2]

Verwendung als Zusatzstoff in Lebensmitteln

Nur isolierte oder spezifisch angereicherte und zugesetzte Hemicellulosen bedürfen einer Zulassung, wie z. B. Sojabohnen-Polyose (E 426). Der Zusatzstoff wird in einigen Lebensmitteln, z. B. in Soßen, Milchgetränken, Backwaren, Nudeln und Nahrungsergänzungsmitteln, als Stabilisator, Füllstoff, Verdickungsmittel und Trennmittel verwendet.[3]

Einzelnachweise

  1. Sumfleth B (2016): Datenblatt Sojabohnen-Polyose (E 426). In: Handbuch Lebensmittelzusatzstoffe. Behr‘s Verlag.
  2. Verordnung (EG) NR. 1924/2006 über nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben über Lebensmittel vom 20. Dezember 2006. Online unter: [1] (letzter Zugriff: 6. Februar 2021).
  3. VO (EG) Nr.1333/2008 vom 16. Dezember 2008 (EG-Zusatzstoffverordnung). Online unter: [2] (letzter Zugriff: 3. Februar 2021).